Dass in der Küche das Essen zubereitet wird braucht man nicht zu erklären. Aber das war nicht alles. Warmes Wasser gab es ja sonst nirgends im Haus, außer in der Küche, wenn ein Feuer im Herd brannte. Dann konnte man es aus dem "Schiff" schöpfen. Aber: Die Küche war nicht nur der Platz zum Kochen, sie war auch ein Wohnraum.
In manchen Häusern gab es eine "gute Stube", die aber nur sonntags benutzt und nur dann beheizt wurde. Die Küche war zwangsläufig jeden Tag warm, der Herd musste ja täglich angeheizt werden. Am Küchentisch versammelte sich die Familie zum Essen, aber auch sonst, zum Beispiel abends nach der Arbeit. Am Küchentisch machten die Kinder ihre Hausaufgaben oder spielten mit Bauklötzchen …
Warum ist denn eigentlich der Küchentisch deutlich höher als ein heutiger Esstisch? Die kleinen Kinder hatten doch Mühe, ihr Kinn über die Tellerkante zu bekommen? – Ach so, der Tisch war ja auch Arbeitsplatte.
Unsere Küche ist schon ziemlich modern, sie ist an die Wasserversorgung angeschlossen und es gibt einen Schüttstein. Da musste man sich noch in den fünfziger- Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts waschen und die Zähne putzen - ein Badezimmer gab es ja noch nicht, vor allem kein warmes. Und wenn man sich doch mit warmem Wasser waschen wollte, dann stellte man eine Waschschüssel, da und dort auch "Waschlafor" genannt (von frz. "lavoir") in den Schüttstein.